Diskussion über den Streit mit ARD/ZDF

[maniacintosh]

Mir habens ja mehr die ZDF-Ableger angetan, Bambule und neoParadise wie auch Roche & Böhmermann schaue ich gerne, bei Langeweile auch mal Wiederholungen der Hitparade.

Roche & Böhmermann ist in der Tat klasse, Bambule hab ich glaube ich erst einmal gesehen. neoParadise ist auch ein gutes Beispiel, auch wenn ich Joko & Klaas nicht lange ertragen kann. Aber bleibt die Frage: Warum traut man sich sowas nicht auch mal im Hauptprogramm zu senden?

Würde es die ÖR nicht mehr geben, bräuchte ich den Fernseher nur noch als Display, ich schaue schon wenig fern aber noch weniger privat, wenn man jetzt mal von Deluxe Music absieht. RTL, RTL 2 und SAT.1 sind für mich weitgehend eine Beleidigung...

Die genannten Sender schaue ich bis auf wenige Ausnahmen auch eher selten. Wenn ich privates Free-TV schaue, lande ich meistens bei Pro Sieben. Generell schau ich aber inzwischen überwiegend Pay-TV.

Was ich im Wesentlichen auch darauf zurückführe dass Studio Hamburg und Bavaria Film von den ÖR finanziert werden. Man hat manchmal das Gefühl, in Deutschland geht nur Krimi, Schunkelei, Pilcher & Co. oder was geschmackloses. Wie sagte mal jemand (Name ist mir entfallen), deutsches Fernsehen ist eine größere Bestrafung als in die Hölle zu kommen.

Dabei ging es doch früher anders. Es gab doch durchaus auch andere Serien bei den Öffis. An Eigenproduktionen fallen mir Serien, wie "Nicht von schlechten Eltern", "Unser Lehrer Dr. Specht", "Praxis Dr. Bülowbogen", "Auf Achse" oder "Berlin, Berlin" ein. Man kann durchaus was anderes als Krimi. Früher gab es im ersten und zweiten auch Lizenzware. "Golden Girls", "Magnum", "A-Team", "Star Trek", oder "Die Simpsons" hab ich alle erstmals in den Öffis gesehen. Heute ist das fast undenkbar, teilweise wird noch in Europa – vorwiegend bei der BBC – eingekauft, aber die amerikanischen Serien gab es in den letzten Jahren immer bei den Privaten... Warum werden bei uns nicht solche Serien produziert, wie in England? Da versteht man sein Handwerk. Die Kohle müsste bei den Öffis ja da sein. Aber da stellen sich die Privaten in Deutschland auch kein Stück besser an – sofern überhaupt noch selbst Serien in Auftrag gegeben werden.

[Heiner]

Bei den Privaten heißt es, hauptsache günstig, und das sieht man auch am Programm. RTL ist wie Bild und Aldi.

Ich kann mich noch an andere Zeiten erinnern, da war sogar RTL mal sehenswert.

[Kirsten72]

Roche & Böhmermann ist in der Tat klasse, Bambule hab ich glaube ich erst einmal gesehen. neoParadise ist auch ein gutes Beispiel, auch wenn ich Joko & Klaas nicht lange ertragen kann. Aber bleibt die Frage: Warum traut man sich sowas nicht auch mal im Hauptprogramm zu senden?

Warum muss etwas im Hauptprogramm laufen, damit die Leute es einschalten? Das verstehe ich ohnehin an der ganzen ÖR-Diskussion nicht. Der Fokus ist immer auf die Hauptprogramme ARD und ZDF, die in der Tat eine gewisse Quotenorientierung haben. Die Programmleistung der anderen ÖR-Sender wird fast nahezu immer komplett ausgeklammert. Was hindert die Leute denn daran, statt ARD mal arte, ZDFneo oder 3sat zu gucken? Ich gehe jede Wette ein, dass wenn ARD und arte das Programm komplett austauschen - also alle ARTE-Sendungen in der ARD laufen und umgekehrt - die Quoten sich dann wieder genauso verteilen würden, sprich plötzlich würde die Mehrheit arte gucken, und die ausgewählte Minderheit ARD.

Ich selber habe nichts dagegen, wie die Sendungen verteilt sind. Mutige Formate sind auf einem kleinen Spartensender meines Erachtens allein schon deswegen gut aufgehoben, weil sie so auch nicht in Gefahr laufen, bei der breiten Masse Anstoß zu erregen. Da haben die Macher viel mehr Freiheiten. Was ich mir jedoch verstärkt wünsche, ist, dass die Hauptprogramme mehr auf das hinweisen, was es bei den Spartenprogrammen gibt. Das ZDF macht das teilweise schon recht gut, die ARD so gut wie gar nicht.

[McMurphy]

Bei den Privaten heißt es, hauptsache günstig, und das sieht man auch am Programm. RTL ist wie Bild und Aldi.

Ich kann mich noch an andere Zeiten erinnern, da war sogar RTL mal sehenswert.

Da sagst du was! Vor allem als es noch RTL plus hieß.

"Alles Nichts Oder" z.B., mit "Knoblauch-Balder" und "Tüten-Hella". Was habe ich Tränen gelacht bei manchen Gästen. Und den total genial-bekloppten Spielen, die sich das Team ausgedacht hatte. Einmal mussten die prominenten Kandidaten zur Musik tanzen und im nächsten Moment regungslos stehen bleiben, wenn Hugo-Egon eine Tröte trötete. Das passierte u.a. natürlich genau in dem Moment, in dem der dünne Klaus den dicken Klaus gerade auf dem Arm hielt (nicht etwa umgekehrt). Das hat der minutenlang durchgehalten, bis nach Spielende, und das Studio hat gebebt vor Begeisterung.

Oder "Dall-Ass", wo Roland Kaiser mal so schlecht drauf war, dass er - mit entsprechenden Rufen des Publikums - mitten in der Sendung aufstand und einfach ging. Später haben sich die beiden wieder vertragen, er war erneut eingeladen und alles war gut.
Von Mike Krüger bei Karl zu Gast, wo er nach Karls Sprachlosigkeit kurzerhand die Sendung selbst weiter moderierte, habe ich sogar noch einen alten Videoausschnitt. Das normalisierte sich erst wieder, als Karl der Spruch einfiel: "Warum bist du in deinen Sendungen nicht so gut?" Gemeint war Mikes Hamster-Show "Vier gegen Willi", die in jenen Wochen gerade in der ARD floppte.

Später entstand dann in der "RTL Samstag Nacht" so was kultiges wie "Zwei Stühle, eine Meinung, mit Boning und Dittrich", mit den singenden Gebets-Beulen, der Derrick-Verarsche mit Stefan und Harry, Wetter-Wetter-Wetter und der wöchentlichen News-Meldung vom "Tod" des Karl Ranseier. "Tach, Post" hat es dann sogar in die echte Post-Werbung geschafft.
Wenn ich sehe, was dagegen dort heute so läuft...
Okay, Schluss mit OT. Musste aber mal sein.

[dbpdw]

Full ACK für deinen Beitrag. Würde ich glatt so unterschreiben.

[Kirsten72]

Lese doch mal etwas mehr über das System der BBC - da hast selbst Du bestimmt schon gute Beiträge gesehen, und dann schlägst Du mal das Fernsehprogramm auf und schaust Dir den ARD/ZDF Müll an. Labertalks ohne Ende und Verstand.

Hast du dir wirklich mal das Tagesprogramm von BBC1 angeguckt? Sooooo viel anders wie ARD und ZDF ist das nämlich nicht.

Nehmen wir mal das Prorgramm von Montag:
http://www.bbc.co.uk/bbcone/programmes/ ... 2013/01/14

Diverse Unterhaltungsserien, einige Dokusoaps, EastEnders zur Primetime, 'ne Quizshow und dazwischen ein paar Nachrichtensendungen. Nicht viel anders als die ARD. Der einzige Lichtblick an dem Programmtag ist für mich noch "RippOff Britain".

Bevor ich falsch verstanden werde: Ja, ich finde auch, dass die BBC das sehr gut macht (die BBC besteht ja auch nicht nur aus BBC1). Sie macht vor allem auch eine gute Öffentlichkeitsarbeit und ist auch in der Lage, den Leuten ihr Programm gut zu erklären. Aber ich bin auch der Auffassung, dass ARD und ZDF gar nicht mal so weit weg von der BBC sind. Meines Erachtens verkaufen und erklären sie den Leuten ihr Programm zu schlecht. Sie müssten viel mehr erklären, wie das System funktioniert und nicht nur gegenüber der Politik Bericht erstatten, sondern auch gegenüber dem Zuschauer (früher gab es mal "Wir über uns" im Ersten).

Und wenn hier behauptet wird, ARD und ZDF würden sich an dem neuen Gebührensystem bereichern: Falsch. Der Finanzbedarf von ARD/ZDF wird von der KEF festgelegt. Und dann erst wird geschaut, wie hoch die Rundfunkgebühr sein muss, damit dieser Finanzbedarf gedeckt ist. Sollte es durch die neue Rundfunkgebühr zu Mehreinnahmen kommen, wird die Rundfunkgebühr mit der nächsten Gebührenfestsetzung durch die KEF entsprechend korrigiert.

[Kirsten72]

@Kirsten72: Mein Post bezog sich auf die vermutete Einschaltquote der Regionalfenster, die meiner Meinung nach aber nicht das Kriterium bei der Belegungsauswahl sein kann. Ich denke auch, dass KDG hier in der Pflicht ist & etwas über den (finanziellen) Tellerrand hinaus blicken sollten, da sie, mit Einspeisung eines ausgewogenes Programms eine gewisse öffentliche Verantwortung tragen. Und das ist für mich mehr, als "Must Carry"!

@berlin69er
Ja, klar, damit hast du vollkommen Recht. In Hamburg ist die Situation genauso bzw. noch etwas krasser, da hier zwei Regionalfenster des NDR in unmittelbarer Nachbarschaft sind. Viele, die in NDS oder SH wohnen, aber in HH arbeiten, interessiert vielleicht viel mehr, was gerade in Hamburg los ist und umgekehrt. Und es ist schon grotesk, wenn man dann von Kabel auf DVB-T oder Kabel analog umschalten muss.

[DenSch]

Allerdings nur noch einmal WDR

WDR gibt und gab es grundsätzlich bei KDG einzig und allein in der Version Köln (digital). Ich weiß nicht, wie manche darauf kommen, dass sie mal mehrere WDR-Fenster hatten. Das muss dann Sat-Empfang oder ein anderer Kabelanbieter gewesen sein.

Ich hatte in de Liste mal ich glaub 5x WDR drin... auf jeden fall nen haufen.

[faint]

In den letzten 4-5 Jahren kann das aber nicht gewesen sein.

[maniacintosh]

Roche & Böhmermann ist in der Tat klasse, Bambule hab ich glaube ich erst einmal gesehen. neoParadise ist auch ein gutes Beispiel, auch wenn ich Joko & Klaas nicht lange ertragen kann. Aber bleibt die Frage: Warum traut man sich sowas nicht auch mal im Hauptprogramm zu senden?

Warum muss etwas im Hauptprogramm laufen, damit die Leute es einschalten?

Wenn man sich die Quoten der Spartenprogramme anschaut, scheint es ja offensichtlich so zu sein, dass in den Spartenprogrammen teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesendet wird. Wie war das bei der offiziellen Quotenmessung bei den letzten ZDF-Sendeausfällen? Ich meine selbst bei Schwarzbild wurde für das ZDF noch 270.000 Zuschauer am Nachmittag ausgewiesen. Das sind mehr Zuschauer als die digitalen Spartenprogramme bei den meisten Sendungen zur Primetime haben.

Das verstehe ich ohnehin an der ganzen ÖR-Diskussion nicht. Der Fokus ist immer auf die Hauptprogramme ARD und ZDF, die in der Tat eine gewisse Quotenorientierung haben. Die Programmleistung der anderen ÖR-Sender wird fast nahezu immer komplett ausgeklammert. Was hindert die Leute denn daran, statt ARD mal arte, ZDFneo oder 3sat zu gucken?

Keine Ahnung, was die Leute daran hindert mal die Spartenprogramme einzuschalten. Teilweise dürften sie schlicht nicht bekannt oder nicht empfangbar sein. Man muss bedenken, dass für die 6 Digital-Programme ja auch ein Digitalempfang nötig ist, den dank Kabel noch nicht alle Zuschauer haben. Einige der Programme werden z.B. auch über DVB-T nicht verbreitet. So ist ZDF.kultur nirgendwo bei DVB-T zu finden, ZDFneo erst nach Sendeschluss des Kika, auch die Digitalprogramme der ARD sind bei DVB-T teilweise gar nicht bzw. nicht vollständig dabei.

Ich gehe jede Wette ein, dass wenn ARD und arte das Programm komplett austauschen - also alle ARTE-Sendungen in der ARD laufen und umgekehrt - die Quoten sich dann wieder genauso verteilen würden, sprich plötzlich würde die Mehrheit arte gucken, und die ausgewählte Minderheit ARD.

Wobei man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass dies ein Prozess wäre, der sich über mehrere Wochen oder gar Monate ziehen würde. Bei vielen ist arte dann ja schon auf den hinteren Programmplätzen. Da kommt man eben beim Zappen nicht hin. Viele würde daher eher bei ZDF, RTL, Sat.1 oder ProSieben hängen bleiben als ihre Programme bei arte wiederzufinden. Das ist auch ein Problem der digitalen Spartenprogramme: Oft finden die sich eben recht weit hinten. Da wird eben nur eingeschaltet, wenn man gezielt etwas sehen will, bei den vorderen Programmen (bei den Öffis also Das Erste, ZDF und die Dritten) bleibt man dann auch eher mal hängen, wenn etwas interessant wirkt.

Ich selber habe nichts dagegen, wie die Sendungen verteilt sind. Mutige Formate sind auf einem kleinen Spartensender meines Erachtens allein schon deswegen gut aufgehoben, weil sie so auch nicht in Gefahr laufen, bei der breiten Masse Anstoß zu erregen.

Die breite Masse bekommt von diesen mutigen Formaten aber eben aus den zuvor genannten Gründen erst gar nichts mit, obwohl sie sie vielleicht wirklich prima finden würden. Auch auffällig: Es gibt einen offiziellen von der ARD angebotenen Livestream für Das Erste und tagesschau24. Für die anderen Digitalprogramme oder das ZDF finde ich die Möglichkeit leider nicht.

Da haben die Macher viel mehr Freiheiten. Was ich mir jedoch verstärkt wünsche, ist, dass die Hauptprogramme mehr auf das hinweisen, was es bei den Spartenprogrammen gibt. Das ZDF macht das teilweise schon recht gut, die ARD so gut wie gar nicht.

Ich wünsche mir, dass auch die Macher für die Hauptprogramme mehr Freiheiten bekommen, warum muss man die Sahnestücke in den Digitalprogrammen vor dem Zuschauer verstecken? Besser könnte man doch 4 der 5 wöchentlichen Polit-Talks der ARD zu Phoenix verschieben, wofür haben wir denn einen Politik-Doku-Ereignis-Kanal? Alles andere hat man ja auch mehr oder weniger konsequent in die Spartenprogramme abgeschoben, nachdem es sie gab.