Nibelungen hat geschrieben:Ob wir es wollen oder nicht - CI+ existiert und wird zunehmen. Die ersten Geräte gibt es ja, da kommen noch mehr.
Und deshalb ist es halt wichtig zu wissen was es konkret mit CI PLUS auf sich hat und was das für uns bedeutet.
Wenn die Verbraucher sich nicht für dumm verkaufen lassen und Geräte mit CI+ nicht kaufen, wird CI+ (und HD+) genau so wieder verschwinden wie Astra's Entavio
Was es mit CI+ auf Sicht hat:
CI+ aus Sicht der Konsumenten
Wenn CI+ einmal eingeführt und „scharf geschaltet“ ist, erlaubt es den Sendeanstalten, die Nutzung von DVB-Rekordern (also Festplatten- und DVD-Rekordern), die CI+-kompatibel sind, zu beeinflussen. Dabei können sie für jede einzelne Sendung …
… die Aufnahme gänzlich unterbinden
… Timeshift gänzlich unterbinden
… die Wiedergabe von TV-Aufnahmen zeitlich begrenzen
… das Vorspulen (z.B. bei Werbung) gänzlich unterbinden.
Darüber hinaus sind TV-Aufnahmen an das jeweilige Gerät gebunden und können nicht von anderen Geräten wieder gegeben werden (Kopierschutz).
Die CI+-Technologie beinhaltet noch eine Reihe weiterer Einschränkungen gegenüber dem heutigen CI-Standard:
- Es wird nicht mehr möglich sein, mehr als eine Sendung auf einmal zu entschlüsseln (CAM-Sharing ). Twintuner-Lösungen sind damit weitgehend nutzlos.
- Es wird nicht mehr möglich sein, zwei Pay-TV-Angebote zu entschlüsseln, die unterschiedliche Verschlüsselungen anwenden (Twin- oder Multi-CAM), z.B. Arena und Sky oder ORF, SF und Premiere Austria. Damit wird der Endkunden weitestgehend an einen Broadcaster gebunden.
- Das „CI+-Konsortium“ kann schließlich Geräte, die CI+-kompatibel sind, beim Kunden vor Ort außer Betrieb setzen.
Nicht verhehlen sollte man allerdings auch, dass diese Einschränkungen vor allem DBV-Rekorder betreffen. Reine Empfänger (ohne Aufnahmefunktion), egal in Fernseher eingebaut oder Settopboxen, sind von den meisten der o.g. Restriktionen nicht berührt.
Fazit: mit CI+ werden aus Sicht des Konsumenten massive Einschränkungen eingeführt, die in keinster Weise eine Verbesserung gegenüber CI 1.0 darstellen.
Was bedeutet CI+ in der Praxis?
In den offiziellen Verlautbarungen von Rechteinhabern, Broadcaster und Geräteherstellern wird immer wieder behauptet, für den Empfang von Sendungen von CI+-„Standard“ brauchen man neue, CI+-kompatible Empfänger. Kunden, die Geräte mit einem Standard-CI-Schacht (CI 1.0) haben, befürchten daher, dass sie zukünftig kein verschlüsseltes Fernsehen mehr empfangen können.
Dies ist nicht korrekt und kein Grund, jetzt auf ein Gerät mit CI+ zu wechseln: zum einen besteht begründete Hoffnung, dass Geräte mit einem Standard-CI-Schacht (CI 1.0) auch dann noch verschlüsseltes Fernsehen empfangen können, wenn die Sendeanstalten und/oder Broadcaster CI+ „scharf geschaltet“ haben (s.u.), zum anderen ist noch gar nicht klar, ob sich CI+ durchsetzen wird (s.u.)
CI+ erlaubt es lediglich, zusätzlichen Dateninformationen mit zu senden: diese host shunning flag sind „Anweisungen“ bezüglich der Aufnehm-, Timeshift- und Spulbarkeit (s.o.) Aufgrund der Abwärtskompatibilität mit CI 1.0 sind diese Informationen völlig getrennt von der Verschlüsselung. Die Sendung an sich sowie die Verschlüsselung werden durch CI+ nicht geändert. CI-Schächte und CA-Module (CAMs) nach dem CI-1.0-Standard ignorieren diese Daten einfach.
Solange ein Empfangsgerät ein
CI nach dem 1.0-Standard hat, kann die Entschlüsselung nicht verhindert werden.
Nur wenn ein CAM des 1.0-Standards in ein
CI nach dem CI+-"Standard" eingesteckt ist und ein Sender mit scharf geschaltetem CI+ empfängt, verhindert das CI die Entschlüsselung.
Die immer wiederholte Auskunft, Kunden bräuchten einen neuen, CI+-kompatiblen Empfänger, um Sendungen mit CI+-Daten (z.B. Astra HD+) empfangen zu können, ist daher nicht korrekt und dient wohl vor allem dazu, die Verbreitung von CI+-Empfängern zu erreichen: Denn nur bei einer hohen Verbreitung von CI+-Empfängern könnten die Rechtsinhaber und Broadcaster die Nutzung von TV-Aufnahmen wirksam reglementieren und machen die Hersteller von CI+-Geräten ein prächtiges Geschäft und gewinnen Marktanteile hinzu.
Es wird gemunkelt, für Astra HD+ brauche man deswegen einen speziellen Empfänger, weil Astra HD+ in einem speziellen Nagravision-Dialekt ausgestrahlt wird, für den es keine CI-1.0-CAMs gibt
Es gibt allerdings ein „Restrisiko“: es gibt zwei, wenn auch relativ unwahrscheinliche Möglichkeiten, den Empfang von CI+Sendungen auf CI-1.0-Geräten zu verhindern:
- Die Broadcaster (Sky, Astra, KDG, …) könnten auf eine Verschlüsselung wechseln, für die es keine CAMs nach dem 1.0-Standard gibt. Im Fall des ganz neuen Angebots von Astra HD+ gibt es Gerüchte, dass hier eine solche Verschlüsselung zur Anwendung kommen soll (s.o.) Bei Broadcastern mit einem bestehenden Kundenstamm ist dies jedoch aus Kostengründen unrealistisch, weil sie dann nicht nur sämtliche Smartcards, sondern auch alle Geräte mit CIs nach dem 1.0-Standard (diese wurden früher akzeptiert) austauschen müssten. Zu kommt, dass Hersteller von CAM-Module (v.a. aus dem Graumarkt) dies unterlaufen würden, indem sie ebensolche CAMs verkaufen.
- Die Broadcaster könnten Smartcards ausgeben, die nur in CAMs des CI+-„Standard“ funktionierten. Wie der Versuch von Premiere (Sky), Videoguard/NSD einzuführen, zeigt, ist das sehr schwer: Premiere/Sky muss weiterhin Nagravision-Smartcards anbieten, wenn der Kunde eine Seriennummer eines existierendes Gerät mit einem CI des Standard 1.0, z.B. die einer D-Box, vorweisen kann.
Das heißt: aus heutige Sicht sollte man vor allem Käufern von DVB-Rekordern raten, abzuwarten und noch keine Geräte, die dem CI+-Standard entsprechen, zu kaufen.